Neubau
Bauernhaus Appenzellerland
Private Bauherrschaft
Konzeptwettbewerb
Fertigstellung 2017
Das Tätschdachhaus aus dem 16. Jahrhundert wird aufgrund der ungenügenden Bausubstanz durch einen Neubau ersetzt. Die Denkmalpflege Appenzell Ausserrhoden hat in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, Denkmalpflege Lehrstuhl Prof. Uta Hassler, das historische Bauwerk untersucht und vermessen, bevor es rückgebaut wurde.
Die Architektur im Appenzellerland ist stark mit der Kultur und Tradition der Region verwurzelt. Zeitgenössisch bauen bedeutet, die Gegenwart in Bezug zur gesamten Geschichte abzubilden – das heisst in der Kontinuität zum Gebauten. Die Gebäude in Appenzell Ausserrhoden weisen eine sinnliche Körperhaftigkeit auf: sie sind gut proportioniert, fein detailliert und gleichzeitig robust und widerstandsfähig. Um ein neues Gebäude mit stark veränderter Nutzung, die den heutigen Bedürfnissen entspricht, aber im Ausdruck dem Altbau verwandt, zu entwerfen, bilden die sorgfältige Analyse und das Verständnis für den Ort unabdingbare Voraussetzung:
Bauen ausserhalb der Bauzone erfordert eine starke Anlehnung an den Bestand und den Gebäudecharakter. Die ausgeprägte Gliederung in Stall im Westen und Wohnhausteil im Osten zeichnet sich nicht nur in der Fassadengestaltung, sondern auch im Volumen ab. Der Neubau übersetzt diese Gegebenheiten folgendermassen: zu Hause arbeiten beinhaltet das Potential, mit dem Sonnenrhythmus zu leben, daher sind Schlafen, Essen, Kochen neu im Osten positioniert, während die dem Arbeiten und Handwerken zugeschriebenen Tätigkeiten sich neu im westlichen Hausteil befinden und für den Ersatz der Scheune stehen. Für den Arbeitsteil wird ein einfacher Lattenschirm gewählt, analog den Scheunen. Die Lärchenschindeln bekleiden das Wohnhaus. Die typischen Bandfenster werden durch die Feingliederung mit Bändern aufgenommen und daraus zeitgenössische Öffnungen abgeleitet. Obwohl die Räume offen sind, sind sie durch eine klare Ausrichtung mit spezifischen Ausblicken und differenzierten Raumhöhen geprägt: Das niedrige Esszimmer mit Bandfenstern, die Küche mit Panoramafenster mit Blick über das Rheintal bis in die österreichischen Alpen, das überhohe Wohnzimmer mit einem Panoramafenster gegen Süden, der Arbeitsbereich gegen Westen mit Blick zum Säntis.